Donnerstag, 12. Dezember 2013

Farmer oder Bauer!?

2 Wochen ist mein letzter Eintrag nun schon her und fast ganze 3 Wochen bin ich nun schon auf der "Weymar West Farm" von Kellie und Mark. Einfach unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich hatte euch ja erzählt, dass die Arbeitssituation hier nicht ganz so klar ist und mittlerweile hat sich herausgestellt, warum dem so ist. Aber dazu später mehr.

Wie angekündigt, durften wir den Tag nach meinen letzten Eintrag noch auf dem Feld arbeiten. Wir waren zufrieden mit unserer Ausbeute, 2 große Behälter am Tag, aber wir musste uns eingestehen, dass diese Arbeit einfach nur noch demotivierend und nerv tötend ist. Zum Glück war es auch das letzte Mal, dass wir auf dem Feld gearbeitet haben und darüber waren wir sehr froh. Freitagabend lernten wir dann noch Bella, die älteste Tochter, kennen. Sie wohnt in Brisbane und ist nur an manchen Wochenenden hier in Inglewood. Der Abend ging nicht mehr wirklich lange und so gingen wir mit Vorfreude auf den Samstag mit Boot fahren und Wasserski schlafen. Am nächsten Tag fuhren wir also mit dem Boot zum Dam und ließen es zu Wasser. Das Boot geht richtig gut ab aber leider war das Wetter und das Wasser nicht gerade die besten Voraussetzungen für Wasserski und so blieb es am Samstag nur beim Boot fahren und sich auf ner kleinen Plattform mit dem Boot ziehen lassen, was aber auch sehr viel Spaß machte. Wie waren mit Mark und seinen 4 Kindern Bella, Ruby, Harry und Archie dort und als Lunch brachte Mark etwas von der Pommesbude und lud uns wie selbstverständlich, was es für uns definitiv nicht war, ein. 

Auf dem Weg zum Dam
 

das Boot

Abends gingen wir dann mit Bella auf den Geburtstag von einer Freundin von ihr. Ich freute mich richtig drauf, denn wieder einmal kam man mit Locals zusammen und diesmal sogar welchen im gleichen Alter. Bella war schon etwas früher da und Mark fuhr uns etwas später auf den Geburtstag. Auf die Frage, ob wir irgendwas brauchen oder besorgen müssen, kam ein schlichtes nein, wir bräuchten nichts. Auf dem Weg zur Feier fragte Mark uns, wie viel wir den trinken wollen. Leicht erstaunt sagten wir einfach mal einen Kasten Bier. Wir wussten bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass jeder seine Getränke selbst mit auf den Geburtstag bringt. Mark fuhr zu einem Bottleshop und ich ging mit ihm zusammen in den Laden. Er orderte einen Kasten Bier, die gibts hier nur in festen Sixpacks die dann in einem Pappkarton sind. Als das Bier kam, wollte ich bezahlen aber Mark verneinte und sagte, ich soll das Bier zum Auto bringen und im Kofferraum würde eine Kühlbox (englisch: Esky) liegen und ich soll diese doch bitte mit dem Bier und Eis füllen. Ich sagte ich ihm, dass ich bezahlen möchte, aber er hatte seine Visa Karte schon im Gerät und machte noch einmal klar, dass es ok sei und er bezahlt. Im Auto folgte ich dann also seinen Anweisungen und füllte den Esky mit Bier und Eis. Wir waren einfach nur erstaunt und perplex, dass Mark uns das komplette Bier, was auch mal eben 45$ kostete, ausgeben hat, denn damit haben wir nicht gerechnet. Wir fuhren weiter zum Geburtstag und dort angekommen wurden wir direkt in die ersten Trinkspiele involviert. Es war wirklich ein guter Abend und mal eine schöne Erfahrung bzw. ein schöner Einblick, wie so ein Geburtstag hier in Australien abläuft. Jeder bringt einfach seinen Esky mit Getränken mit und ansonsten läuft nichts anders ab als bei uns. Sonntag sind wir dann zu einer Stelle am Bach gefahren und über eine Seilbahn, die über die beiden Ufer gespannt war, ins Wasser gesprungen. Bevor wir das allerdings machten, besorgte er uns drei zusammen eine Pizza, da wir noch keinen Lunch hatten. Wieder einmal hat er uns diese ausgegeben und jeder von uns hatte ein unangenehmes Gefühl, dass er uns schon wieder etwas ausgab. Das ist einfach nicht normal. Nachdem wir am Bach waren, gings wieder zum Dam und diesmal sollte es mit Wasserski funktionieren. Naja, wenn man Wasserski fahren könnte :D. Ich bin noch nie in meinem Leben Ski gefahren und so konnte ich mich lediglich einige Sekunden auf den Brettern halten, ehe ich kläglich im Wasser unterging. Auch wenn ich mich nicht lange halten konnte, hat es sehr viel Spaß gemacht!

Die komplette letzte Woche bestand nun arbeitsmäßig darin, dass wir den Knoblauch zwischen gut, schlecht, und gesplittet aufteilen mussten. Dafür hat Mark eine Maschine, über die der Knoblauch läuft und wir ihn aussortieren müssen. Danach läuft der Garlic über Bürsten und soll ein wenig gesäubert werden. Ich muss gestehen, dass ich ab und an schon mal schlechte Laune bekommen habe, denn am "Fließband" zu stehen ist definitiv nichts für mich. Diese monotone Arbeit, bei der man nicht einmal seinen Kopf anstrengen muss, einfach nur schlimm aber muss ich durch. Die Bezahlung ist wie vorher abgemacht bei 100$ pro Tag geblieben.





Letztes Wochenende waren wir dann noch auf einer kleinen Weihnachtsfeier und ansonsten hatten wir ein relativ ruhiges Wochenende. Apropos Weihnachten! Am 1. Dezember haben die Wrights einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgestellt und geschmückt, ein sehr ungewohntes und komisches Gefühl. Weihnachtsstimmung kommt bei mir bisher nicht im Geringsten auf, wie auch bei mitunter 37° wie es die Woche so passiert ist. Aber ich bin froh, dieses Jahr mal ein anderes Weihnachten zu erleben, wie ich es so wahrscheinlich vorerst nicht mehr erleben werde.
Mittlerweile hat es sich auch rumgesprochen, dass Henrik, Leonie und ich bei Mark wegen dem Garlic arbeiten. So wurden wir gestern direkt damit angesprochen, ob wir die Garlic Picker von Mark sind. Nicht verwunderlich, dass hier jeder alles weiß, denn das Dorf zählt lediglich 800 Einwohner und die Farm ist 7 Kilometer vom Dorf entfernt.
Gestern gab es zudem hier noch einen großen Sturm und so kam es in dem gesamten Dorf zu einem Stromausfall. Wir hatten dann gegen Mittag schon Feierabend, da wir bei dem Sturm nicht wirklich arbeiten konnten. Heute haben wir dann damit angefangen, den gesplitteten Knoblauch in kleine Plastikboxen zu füllen, wobei man hier wieder darauf achten muss, dass keine verfaulten Splits in die Boxen kommen. Pro kleine Box, 250 Gramm, bekommt man auf dem Markt einen Preis zwischen 4-5$. 


Kommen wir dazu, warum ich diese Überschrift für meinen Eintrag gewählt habe.
Wir haben uns in den letzten Wochen viel mit Mark unterhalten und so mussten wir erfahren, dass seine Farm kurz vor der Pleite steht/stand. Grund dafür ist die schlechte Ernte des Garlics. Es hat viel zu oft geregnet und so kommt es, dass wir Unmengen an aufgesammeltem Knoblauch wegschmeißen. Mark scheint tief in den Schulden zu stehen und so erzählte er uns, liegt es gar nicht so fern, dass er eventuell seine Farm, mit seinem Haus und allem Drum und Dran verkaufen muss. Man merkt ihm wirklich auch an, dass er minütlich graue Haare bekommt und mitunter einfach nur verzweifelt ist, wie es weitergehen soll. Die Tage kamen 3 Bank Manager auf die Farm, um das Geschehen mit dem Garlic zu begutachten und Marks Laune und Auffassung nach schien der Termin gut gelaufen zu sein. Mark versprach uns, egal was kommt, wir werden unser Gehalt pünktlich am Wochenende bekommen, was auch stimmt. Wenn er uns nicht mehr bezahlen könnte, würde er so ehrlich sein und uns es wissen lassen. Das Ganze ist auch der Grund, warum wir "nur" 100$ am Tag verdienen. Er erklärte uns seine komplette Situation und wir konnten es alle drei sehr gut nachvollziehen und sind immer noch sehr gerne hier auf seiner Farm. Die komplette Familie ist auch weiterhin super herzlich und freundlich zu uns und so gleicht es sich ein wenig aus, dass wir nicht das beste Gehalt bekommen.
Somit kannst du dir als Farmer schon eine goldene Nase verdienen, wenn die Ernte gut ist und alles mitspielt, zugleich kannst du aber auch einfach nur der Bauer sein, wenn es eben mal nicht läuft.

Nach nun fast 3 Wochen geht meine Zeit hier in Inglewood so langsam dem Ende zu. Ich habe genau das bekommen was ich wollte, ein wenig Geld verdienen und super Erfahrungen machen. Ich bin wirklich froh, dass ich hier hingekommen bin aber 3 Wochen sind dann wirklich genug gewesen und so wird’s Zeit, dass ich mich vom Acker mache. Nachdem es morgen Abend ein großes Abschieds BBQ gibt, werde ich hier Samstag vom Hof düsen und nach Byron Bay fahren. Die Fahrt allein dauert schon einmal gute 4,5 Stunden. In Byron Bay bleibe ich dann 3-4 Tage und dann geht’s runter nach Sydney, dass ich am 23/24. dort ankomme. Ich werde die Strecke nicht alleine zurücklegen, sondern mit einem ehemaligen Mannschaftskollegen vom Fußball. Niklas kenne ich von Fortuna und wir stehen hier regelmäßig in Kontakt und da es zeitlich und örtlich auch für ihn gerade gut passt, schließt er sich mir an.  

Schild im Garten - true story

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