Wie angekündigt, durften wir den Tag nach meinen letzten
Eintrag noch auf dem Feld arbeiten. Wir waren zufrieden mit unserer Ausbeute, 2
große Behälter am Tag, aber wir musste uns eingestehen, dass diese Arbeit
einfach nur noch demotivierend und nerv tötend ist. Zum Glück war es auch das
letzte Mal, dass wir auf dem Feld gearbeitet haben und darüber waren wir sehr
froh. Freitagabend lernten wir dann noch Bella, die älteste
Tochter, kennen. Sie wohnt in Brisbane und ist nur an manchen Wochenenden hier
in Inglewood. Der Abend ging nicht mehr wirklich lange und so gingen wir mit
Vorfreude auf den Samstag mit Boot fahren und Wasserski schlafen. Am nächsten Tag fuhren wir also mit dem Boot zum Dam und
ließen es zu Wasser. Das Boot geht richtig gut ab aber leider war das Wetter
und das Wasser nicht gerade die besten Voraussetzungen für Wasserski und so
blieb es am Samstag nur beim Boot fahren und sich auf ner kleinen Plattform mit
dem Boot ziehen lassen, was aber auch sehr viel Spaß machte. Wie waren mit Mark
und seinen 4 Kindern Bella, Ruby, Harry und Archie dort und als Lunch brachte
Mark etwas von der Pommesbude und lud uns wie selbstverständlich, was es für
uns definitiv nicht war, ein.
Auf dem Weg zum Dam
das Boot
Abends gingen wir dann mit Bella auf den Geburtstag von
einer Freundin von ihr. Ich freute mich richtig drauf, denn wieder einmal kam
man mit Locals zusammen und diesmal sogar welchen im gleichen Alter. Bella war
schon etwas früher da und Mark fuhr uns etwas später auf den Geburtstag. Auf
die Frage, ob wir irgendwas brauchen oder besorgen müssen, kam ein schlichtes
nein, wir bräuchten nichts. Auf dem Weg zur Feier fragte Mark uns, wie viel wir
den trinken wollen. Leicht erstaunt sagten wir einfach mal einen Kasten Bier.
Wir wussten bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass jeder seine Getränke selbst mit
auf den Geburtstag bringt. Mark fuhr zu einem Bottleshop und ich ging mit ihm
zusammen in den Laden. Er orderte einen Kasten Bier, die gibts hier nur in
festen Sixpacks die dann in einem Pappkarton sind. Als das Bier kam, wollte ich
bezahlen aber Mark verneinte und sagte, ich soll das Bier zum Auto bringen und
im Kofferraum würde eine Kühlbox (englisch: Esky) liegen und ich soll diese
doch bitte mit dem Bier und Eis füllen. Ich sagte ich ihm, dass ich bezahlen
möchte, aber er hatte seine Visa Karte schon im Gerät und machte noch einmal
klar, dass es ok sei und er bezahlt. Im Auto folgte ich dann also seinen
Anweisungen und füllte den Esky mit Bier und Eis. Wir waren einfach nur erstaunt und perplex, dass Mark uns
das komplette Bier, was auch mal eben 45$ kostete, ausgeben hat, denn damit
haben wir nicht gerechnet. Wir fuhren weiter zum Geburtstag und dort angekommen
wurden wir direkt in die ersten Trinkspiele involviert. Es war wirklich ein
guter Abend und mal eine schöne Erfahrung bzw. ein schöner Einblick, wie so ein
Geburtstag hier in Australien abläuft. Jeder bringt einfach seinen Esky mit
Getränken mit und ansonsten läuft nichts anders ab als bei uns. Sonntag sind wir dann zu einer Stelle am Bach gefahren und
über eine Seilbahn, die über die beiden Ufer gespannt war, ins Wasser
gesprungen. Bevor wir das allerdings machten, besorgte er uns drei zusammen
eine Pizza, da wir noch keinen Lunch hatten. Wieder einmal hat er uns diese
ausgegeben und jeder von uns hatte ein unangenehmes Gefühl, dass er uns schon
wieder etwas ausgab. Das ist einfach nicht normal. Nachdem wir am Bach waren, gings wieder zum Dam und diesmal
sollte es mit Wasserski funktionieren. Naja, wenn man Wasserski fahren könnte
:D. Ich bin noch nie in meinem Leben Ski gefahren und so konnte ich mich
lediglich einige Sekunden auf den Brettern halten, ehe ich kläglich im Wasser
unterging. Auch wenn ich mich nicht lange halten konnte, hat es sehr viel Spaß
gemacht!
Die komplette letzte Woche bestand nun arbeitsmäßig darin,
dass wir den Knoblauch zwischen gut, schlecht, und gesplittet aufteilen
mussten. Dafür hat Mark eine Maschine, über die der Knoblauch läuft und wir ihn
aussortieren müssen. Danach läuft der Garlic über Bürsten und soll ein wenig
gesäubert werden. Ich muss gestehen, dass ich ab und an schon mal schlechte
Laune bekommen habe, denn am "Fließband" zu stehen ist definitiv
nichts für mich. Diese monotone Arbeit, bei der man nicht einmal seinen Kopf
anstrengen muss, einfach nur schlimm aber muss ich durch. Die Bezahlung ist wie
vorher abgemacht bei 100$ pro Tag geblieben.
Letztes Wochenende waren wir dann noch auf einer kleinen
Weihnachtsfeier und ansonsten hatten wir ein relativ ruhiges Wochenende. Apropos
Weihnachten! Am 1. Dezember haben die Wrights einen Weihnachtsbaum im
Wohnzimmer aufgestellt und geschmückt, ein sehr ungewohntes und komisches
Gefühl. Weihnachtsstimmung kommt bei mir bisher nicht im Geringsten auf, wie
auch bei mitunter 37° wie es die Woche so passiert ist. Aber ich bin froh,
dieses Jahr mal ein anderes Weihnachten zu erleben, wie ich es so
wahrscheinlich vorerst nicht mehr erleben werde.
Mittlerweile hat es sich auch rumgesprochen, dass Henrik,
Leonie und ich bei Mark wegen dem Garlic arbeiten. So wurden wir gestern direkt
damit angesprochen, ob wir die Garlic Picker von Mark sind. Nicht
verwunderlich, dass hier jeder alles weiß, denn das Dorf zählt lediglich 800
Einwohner und die Farm ist 7 Kilometer vom Dorf entfernt.
Gestern gab es zudem hier noch einen großen Sturm und so kam
es in dem gesamten Dorf zu einem Stromausfall. Wir hatten dann gegen Mittag
schon Feierabend, da wir bei dem Sturm nicht wirklich arbeiten konnten. Heute
haben wir dann damit angefangen, den gesplitteten Knoblauch in kleine
Plastikboxen zu füllen, wobei man hier wieder darauf achten muss, dass keine
verfaulten Splits in die Boxen kommen. Pro kleine Box, 250 Gramm, bekommt man
auf dem Markt einen Preis zwischen 4-5$.
Kommen wir dazu, warum ich diese Überschrift für meinen
Eintrag gewählt habe.
Wir haben uns in den letzten Wochen viel mit Mark
unterhalten und so mussten wir erfahren, dass seine Farm kurz vor der Pleite
steht/stand. Grund dafür ist die schlechte Ernte des Garlics. Es hat viel zu
oft geregnet und so kommt es, dass wir Unmengen an aufgesammeltem Knoblauch
wegschmeißen. Mark scheint tief in den Schulden zu stehen und so erzählte er
uns, liegt es gar nicht so fern, dass er eventuell seine Farm, mit seinem Haus
und allem Drum und Dran verkaufen muss. Man merkt ihm wirklich auch an, dass er
minütlich graue Haare bekommt und mitunter einfach nur verzweifelt ist, wie es
weitergehen soll. Die Tage kamen 3 Bank Manager auf die Farm, um das Geschehen
mit dem Garlic zu begutachten und Marks Laune und Auffassung nach schien der
Termin gut gelaufen zu sein. Mark versprach uns, egal was kommt, wir werden
unser Gehalt pünktlich am Wochenende bekommen, was auch stimmt. Wenn er uns
nicht mehr bezahlen könnte, würde er so ehrlich sein und uns es wissen lassen.
Das Ganze ist auch der Grund, warum wir "nur" 100$ am Tag verdienen.
Er erklärte uns seine komplette Situation und wir konnten es alle drei sehr gut
nachvollziehen und sind immer noch sehr gerne hier auf seiner Farm. Die
komplette Familie ist auch weiterhin super herzlich und freundlich zu uns und
so gleicht es sich ein wenig aus, dass wir nicht das beste Gehalt bekommen.
Somit kannst du dir als Farmer schon eine goldene Nase
verdienen, wenn die Ernte gut ist und alles mitspielt, zugleich kannst du aber
auch einfach nur der Bauer sein, wenn es eben mal nicht läuft.
Nach nun fast 3 Wochen geht meine Zeit hier in Inglewood so
langsam dem Ende zu. Ich habe genau das bekommen was ich wollte, ein wenig Geld
verdienen und super Erfahrungen machen. Ich bin wirklich froh, dass ich hier
hingekommen bin aber 3 Wochen sind dann wirklich genug gewesen und so wird’s
Zeit, dass ich mich vom Acker mache. Nachdem es morgen Abend ein großes
Abschieds BBQ gibt, werde ich hier Samstag vom Hof düsen und nach Byron Bay
fahren. Die Fahrt allein dauert schon einmal gute 4,5 Stunden. In Byron Bay
bleibe ich dann 3-4 Tage und dann geht’s runter nach Sydney, dass ich am 23/24.
dort ankomme. Ich werde die Strecke nicht alleine zurücklegen, sondern mit
einem ehemaligen Mannschaftskollegen vom Fußball. Niklas kenne ich von Fortuna
und wir stehen hier regelmäßig in Kontakt und da es zeitlich und örtlich auch
für ihn gerade gut passt, schließt er sich mir an.
Schild im Garten - true story
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